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Inklusive Erinnerungskultur

05.11.2019   |   Autor*in: Camilla Blei

Gemeinsames Gedenken für Alle – Das ist das Ziel, das sich einige NS-Gedenkstätten in Deutschland für ihre Arbeit gesetzt haben. Zunehmend wird versucht, Gedenkstätten barrierefrei zu gestalten, um ein inklusives Erinnern und Gedenken zu ermöglichen. Denn bis heute wurden bauliche aber auch inhaltliche Barrieren in einigen Einrichtungen noch nicht ausreichend abgebaut, was insbesondere für Menschen mit Behinderungen den Zugang zu diesen Gedenkorten erschwert. Doch genau diese Menschen waren in besonderer Weise durch die Verbrechen der NS-Zeit betroffen. In sogenannten „Euthanasie-Anstalten“ fielen sie den Grausamkeiten der Nationalsozialisten zum Opfer, zahlreiche Menschen mussten sterben.

In diesem Beitrag erhalten Sie einen Überblick über die inklusive Arbeit einiger Euthanasie-Gedenkstätten in Deutschland. Einzelne Konzepte zum Abbau baulicher und inhaltlicher Barrieren werden vorgestellt, um zu zeigen, wie eine inklusive Erinnerungskultur ermöglicht werden kann.

Inklusive Geschichtsvermittlung nationalsozialistischer Euthanasieverbrechen in Pirna-Sonnenstein

Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wege zu finden, um die Geschichte der nationalsozialistischen Euthanasieverbrechen inklusiv, für alle Menschen verständlich zu vermitteln. Hierfür sollen die Bildungsangebote der Gedenkstätte nicht nur für sondern vor allem auch in Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung gestaltet werden. Die Betroffenen werden qualifiziert, um als sogenannte Peer-Guides in der Bildungsarbeit der Gedenkstätte mitwirken zu können. Die Peers sollen sich an das Thema der Gedenkstätte persönlich annähern, so dass sie schließlich die Geschichte in ihren eigenen Worten an weitere Besuchergruppen vermitteln können. Die inklusiven Führungen sollen fester Bestandteil des Bildungsangebotes der Gedenkstätte werden.

Die Laufzeit des Projektes geht bis 02/2021. Um das Projekt zu verwirklichen, finden derzeit 1-2 mal im Monat Projekttreffen für 2-3 Stunden in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein statt.
Eine Förderung erhält das Kooperationsprojekt der AWO Sonnenstein und der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein durch die Aktion Mensch.

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„Barrierefreie Gedenkstätte“ – ein Projekt der Gedenkstätte Grafeneck

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden im Jahre 1940 in der Euthanasieanstalt Grafeneck mehr als 10.000 Menschen ermordet. Die meisten Opfer waren Menschen mit geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung. Heute ist die Gedenkstätte ein Ort, an dem im Rahmen einer Ausstellung an die Opfer der „Euthanasie-Morde“ erinnert wird.

Mit dem Projekt „Barrierefreie Gedenkstätte“ wurde Grafeneck seit 2014 mehr und mehr auch zu einem inklusiven Ort, an dem durch Zusammenarbeit vieler unterschiedlicher Gruppen Bildungsangebote für Menschen mit Lernschwierigkeiten gestaltet wurden. Hierzu zählen insbesondere das Verfassen der Ausstellungtexte in leichter Sprache und die Einführung von Audio-Guides sowie ein Wegweiser, der zur selbstständigen Orientierung auf dem Gelände entwickelt wurde. Ziel des von 2014-2016 durchgeführten Projektes war es insbesondere Menschen mit geistiger Behinderung, die damals vorwiegend von den Euthanasie-Morden betroffen waren, diesen Ort des Gedenkens zugänglich zu machen.

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Inklusive Angebote an der Gedenkstätte für Opfer der Euthanasie-Morde Brandenburg an der Havel

Um die Gedenkstätte gerade für die Menschen zu öffnen, die in besonderer Weise durch die Euthanasie-Morde während der NS-Zeit betroffen waren, hat es sich die Gedenkstätte für Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel zu Ziel gesetzt, inklusive Angebote für alle Menschen zu entwickeln.

Bauliche Barrieren innerhalb des Ausstellungsgebäudes wurden abgebaut, indem Seminarräume mit barrierefreien Zugängen per Rampe bzw. Fahrstuhl ausgestattet wurden. Zudem wurde ein taktiles Leitsystem für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen entwickelt, damit sie sich eigenständig in der Gedenkstätte bewegen können. Am Empfang gibt es für sie zusätzlich die Möglichkeit, einen Übersichtsplan mit Ausstellungstexten in Braille und Großbuchstaben kostenfrei auszuleihen. Auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten wurde das Angebot der Gedenkstätte geöffnet, indem ein Ausstellungskatalog in Leichter Sprache verfasst wurde und Führungen sowie Workshops von nun an auch in Leichter Sprache angeboten werden.

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Menschen mit Lernschwierigkeiten als Besuchergruppe in der Gedenkstätte Hadamar

Gemeinsam mit der Selbstvertretungsorganisation von Menschen mit geistigen Behinderungen (Lernschwierigkeiten) „Mensch zuerst“ – Netzwerk People First Deutschland e.V. hat der Verein zur Förderung der Gedenkstätte Hadamar e.V. ein Besucherangebot entwickelt, das speziell auf diese Zielgruppe ausgerichtet ist und ihnen einen barrierefreien Zugang zu dem Erinnerungsort ermöglicht.
Im Rahmen von Kooperationstagungen wurde ein Konzept entwickelt, das Führungen bzw. Studientage in leichter Sprache vorsieht. Dabei liegt es bei den Teilnehmenden das Tempo der Veranstaltung zu bestimmen. Zudem ist im Rahmen dieser Zusammenarbeit ein Faltblatt, ein Katalog und eine Hörversion in leichter Sprache entstanden, die ebenfalls dazu beitragen, dass sich Menschen mit Behinderungen eigenständig die Gedenkstätte erschließen können.

Aufgrund dieses Angebotes kommen derzeit jedes Jahr ca. zehn Besuchergruppen von Menschen mit Lernschwierigkeiten in die Gedenkstätte. Es ist geplant, dass sich die Barrierefreiheit durch Einbeziehung der Betroffenen in die Entwicklung weiterer Konzepte immer weiter in der Gedenkstätte ausbreitet.

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Inklusive Erinnerungskultur: Bildungsangebot in Leichter Sprache, Gedenkstätte Bernburg

Auch die Gedenkstätte für Opfer der NS-„Euthanasie“ in Bernburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihr Bildungsangebot für Besucherinnen und Besucher mit Lernschwierigkeiten zu öffnen. So wurde ein Konzept entwickelt, dass sich individuell auf diese Menschen ausrichtet und eine Besichtigung der Gedenkstätte bedarfsgerecht für sie ermöglicht.

Unter Betreuung werden die Personen in kleinen Gruppen (5 – 10 Personen) durch die Gedenkstätte geführt. Zu Beginn werden ihnen zunächst die Grundzüge des historischen Geschehens in einer Power-Point in leichter Sprache erklärt. Anschließend werden die Räume der einstigen „Euthanasieanstalt“ gemeinsam besichtigt.
Eine weitere pädagogische Möglichkeit für eine tiefere Auseinandersetzung mit der Geschichte des Gedenkortes bietet eine Materialsammlung, die die Lebenswege zweier Opfer beinhaltet. Die Gruppenteilnehmerinnen und -teilnehmer können sich zunächst mit den Materialien vertraut machen, um anschließend einen Lebenslauf für diese Personen zu gestalten. Gleiches ist auch für NS-Täter der „Euthanasiemorde“ möglich.

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Kategorie: Publikationen
Schlagwörter: Projekt  |  Erinnerungskultur  |  Gedenkstaette  |  Bernburg  |  Grafeneck  |  Brandenburg  |  Hadamar  |  Pirna  |  Ueberblick





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