In meinem letzten Blogbeitrag habe ich das Konzept der Neurodiversität und das Universal Design for Learning (UDL) thematisiert. Neurodiversität anerkennt und wertschätzt die Vielfalt neurologischer Unterschiede bei Menschen und betont, dass jeder Mensch die Umwelt auf individuelle Weise wahrnimmt und verarbeitet. Dieses Verständnis ist zentral für die Gestaltung inklusiver Lernumgebungen, die allen Teilnehmenden gerecht werden. In diesem Kontext ist UDL ein vielversprechender Ansatz.
Im Anschluss an das Thema Neurodiversität möchte ich einen weiteren wichtigen Ansatz in der Erwachsenenbildung vorstellen, den wir in unserer Weiterbildung behandeln: die Neuroandragogik. Dieser Ansatz konzentriert sich auf die Anwendung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse in der Bildung Erwachsener und untersucht sowohl die Struktur und Funktionsweise des erwachsenen Gehirns als auch die kognitiven Prozesse, die für Intelligenz, Gedächtnis und Lernen verantwortlich sind und wie sich diese im Laufe des Lebens verändern. Da die Erwachsenenbildung stark mit den individuellen Interessen, Erfahrungen und kulturellen Hintergründen der Lernenden verknüpft ist, erfordert sie eine flexible Anpassung der Lernziele, pädagogischen Methoden, Inhalte und des Lerntempos an die Bedürfnisse der einzelnen Lernenden (vgl. Margeviča-Grinberga 2021). In der Neuroandragogik werden allgemeine Prinzipien formuliert (vgl. American University 2021), die sowohl Lernende als auch Lehrende in der Erwachsenenbildung unterstützen und zur Steigerung der Effektivität des Lernprozesses beitragen können.
In dem von der EU geförderten Projekt "Neuroandragogy Against Exclusion" wurden spezifische Fortbildungsprogramme und didaktische Materialien entwickelt, die darauf abzielen, Pädagog:innen und Trainer:innen zu schulen, um Lernbarrieren für benachteiligte Erwachsene abzubauen. Diese Ressourcen sind besonders wertvoll für Fachkräfte, die mit heterogenen Lerngruppen arbeiten, in denen unterschiedliche Lernbedürfnisse berücksichtigt werden müssen – ähnlich wie es der Ansatz der Neurodiversität fordert.
Darüber hinaus wurden didaktische Materialien entwickelt, die Lehrenden helfen, ihre Arbeit mit benachteiligten Erwachsenen zu optimieren. Auch für benachteiligte Erwachsene selbst wurden spezielle Trainingsmaterialien entwickelt, die darauf abzielen, ihre Fähigkeiten für effektives Lernen zu verbessern. Dabei werden die Prinzipien der Neuroandragogik angewendet und vermittelt. Diese Materialien können sowohl in Workshops als auch für autodidaktische Lernaktivitäten genutzt werden und unterstützen eine an die individuellen Bedürfnisse angepasste Lernumgebung.
Fortbildungsprogramm „Neuroandragogik in der Bildung für von Ausgrenzung bedrohte Erwachsene“
Trainingsmaterialien für benachteiligte Erwachsene
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und des Behindertenwerks Main-Kinzig
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